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Das Jahr des Grauens

Dieses Jahr habe ich schon sehr viel Geld für Reparaturen ausgegeben. Und mein Motorrad steht mehr in der Werkstatt als bei mir. Die ganze Chronik des Schreckens habe ich hier einmal versucht festzuhalten.

Meine Zero SR ist seit einigen Monaten in der Werkstatt, und ich wollte hier ein wenig darüber Berichten.

Als Hintergund ist zu wissen: Die Maschine ist von 2014 und hat inzwischen rund 78000 Kilometer auf dem Tacho.

Januar bis März 2018

Angefangen haben die ersten Problemen als ich für den Bundesverband der Motorradfahrer e.V. mein Motorrad in Friedrichshafen auf der Messe ausgestellt habe. Ich habe darüber berichtet: Motorradwelt Friedrichshafen

Microlino und Polizei-Zero

Auch das Elefantentreffen konnte ich nicht besuchen; dort wollte ich mit Doris Wiedemann zusammen hinfahren. Einen Bericht über ihre Fahrt könnt ihr hier nachlesen: „Zum Bikertreffen ohne Motorgeräusch“

Das Problem, das ich damals hatte wurde dann von meinem Händler repariert und ich konnte das Motorrad am 24. März 2018 wieder abholen.

Ursache war ein Kurzschluss: Ein Kabel vom Hauptscheinwerfer war durchgescheuert und hatte sich gegen den Rahmen „geerdet“. Die Problemsuche hatte viel Zeit in Anspruch genommen. Ausserdem wurden u.a. MBB, BMS und die Lager getauscht. Kosten für Reparatur und Wartung insgesamt ca. 2100 €

April bis Mai 2018

Abendausfahrt zum Fernsehturm Stuttgart

Kurz nach der Abholung ist mir aufgefallen, dass der Motor „Aussetzer“ hat. Da ich aber die eMotionen Abendausfahrt in Ludwigsburg organisieren musste (21. April 2018) habe ich das Problem erstmal auf die lange Bank geschoben.

Ich bin zu dem Zeitpunkt von einem Softwareproblem ausgegangen, weil die Aussetzer kurz nach der letzten Reparatur aufgetreten sind und dabei eben auch die Firmware aktualisiert wurde.

Also habe ich einen neuen Termin ausgemacht: Firmwareupdate, Motor synchronisieren und neue Reifen. Kosten für die Reparatur und den Reifenwechsel 285€ (4. Mai 2018)

Leider war der Motor danach immernoch unbenutzbar. Ausserdem war ein starkes Vibrieren zu spüren. Also nochmal zum Händler. Dort wurde die Reparatur dann nach Rücksprache mit mir erst mal abgebrochen (26. Mai 2018). Nochmal rund 300 € für die Analyse und den Tausch der Lager.

Das Rennstreckentraining am Spreewaldring, zu dem ich angemeldet war,  musste ich leider auch absagen – Hotel und Anmeldekosten liste ich hier nicht extra auf.

Daraufhin habe ich mit dem Hersteller gesprochen, und auf das Motorproblem hingewiesen. Inzwischen war auch klar, dass die Vibrationen nicht vom Motor oder den Lagern kamen, sondern von der Hinterachse.

Juni 2018

Inzwischen steht die Maschine seit 3 Wochen wieder in der Werkstatt. Ausgang (und Kosten) noch ungewiss.

Sowohl mit dem Händler als auch mit dem Hersteller habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Und beide Firmen sind auch entgegenkommend. So wurde mir z.B. ein Leihfahrzeug zur Verfügung gestellt.

Kritik und Lösungen

Es gibt zwei große Probleme, und ich möchte die klar ansprechen, damit das in Zukunft besser werden kann:

1. Es dauert m.E. zu lange um Ersatzteile zu liefern. Die Lieferung aus Holland dauert relativ lange – das verzögert die Reparatur entsprechend. Unter 1 Woche rechne ich gar nicht mehr damit, dass eine Reparatur fertig wird.

2. Die Analyse von Defekten, die über „Mechanik kaputt“ hinausgehen dauert sehr lange. Es scheint auch relativ oft Zero Support benötigt zu werden. Das hängt verständlicherweise auch damit zusammen, dass hier die Erfahrung in den Werkstätten fehlt.

Punkt 1 könnte man durch bessere Logistik in den Griff bekommen. Ein Lager für Ersatzteile in Deutschland würde schon helfen.

Punkt 2 kann m.E. nur durch qualitativ gute Schulungen verbessert werden, die oft wiederholt werden (1-2 pro Jahr). Zumindest solange es noch keine große Anzahl der Fahrzeuge gibt (fehlende Erfahrung), und solange sich viel in dem Bereich verändert (veraltetes Wissen).

Vorläufiges Fazit

Ich werde weiterhin meine Zero fahren und reparieren lassen so gut es geht. Ich stehe ganz klar hinter der Maschine und dem Hersteller. Und ich weiss, dass es die Händler auch nicht leicht haben.

Man muss jedoch auch ganz klar festhalten: Zero Motorcycles ist ein kleines und junges Unternehmen, das in einen Markt drängt der seit Jahrzehnten von etablierten Herstellern besetzt ist.

Das führt zwangsläufig dazu, dass es extrem schwer ist hier Fuß zu fassen. Das sollte man sich bewusst machen, wenn man ein entsprechendes Fahrzeug kauft. Das gilt übrigens nicht nur für Zero, sondern für viele andere Hersteller und Fahrzeuge auch (z.B. Sono Sion, MySchwalbe, Johammer, usw.)

2 Antworten auf „Das Jahr des Grauens“

Ich denke dann nicht. Dann würden die Kosten nicht durch gespartes Benzin & Steuer wieder ausgeglichen werden.
Da ich jedes Jahr etwa 1500 EUR im Vergleich zu einem Verbrenner spare werfen mich solche Reparaturen zwar im Break-Even zurück; aber nicht übermäßig stark.
Brauche ich halt 7 statt 5 Jahre bis das Motorrad sich amortisiert hat.

Man muss aber auch feststellen, dass die Modelle seit 2016 deutlich robuster geworden sind.
Da habe ich mit dem frühen Einstieg in die Modellpalette natürlich auch Pech gehabt.

In Spanien hat ein Zero-Fahrer inzwischen die 100000 km geschafft und hatte so gut wie keine Kosten, weil er ein neueres Modell besitzt.

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